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Die drei Weisen
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diesem Werk wurde das uralte Motiv der drei weisen Affen aufgegriffen und etwas
umgedeutet. Zur Umsetzung wurde zum einen das Handmotiv und zum anderen das
Kopfmotiv bedient. Um die Vertiefungen der Kopfe besser zuordnen zu können,
wurden die Augenhöhlen rot ausgemalt. Damit dies nicht die einzige farbige
Gestaltung bleibt, wurden die Fingernägel aus kompositorischen Gründen noch
schwarz hervorgehoben.
ie drei Köpfe werden von der Hand so gehalten, dass
der Daumen dem einen den Mund zuhält, dem zweiten werden die Ohren von Zeige-
und Ringfinger zugehalten und der dritte kann nicht sehen, da ihm das Kinn des
zweiten und der kleine Finger der Hand die Sicht versperrt. Soviel zur Klärung
der Anordnung der Köpfe und Finger.
ur ursprünglichen Bedeutung und ihrem Wandel in der westlichen Welt und
meiner eigenen Deutung folgendes: Das Motiv der Drei weisen Affen stammt aus
Ostasien und bedeutete ursprünglich nichts Schlechtes sehen, nichts Schlechtes
hören, nichts Schlechtes sagen, im Sinne von weise darüber hinweg sehen wenn
etwas Schlechtes passiert. Die westliche Umdeutung unterstellt das nicht hören,
sehen und sagen WOLLEN von schlechten Dingen.

Abbildung: Die drei Affen von Nikkō
eine persönliche Deutung dieses Symbols ist politisch neutral und ist eher
erkenntnistheoretisch, d.h. es geht um die Frage, ob die Wahrheit als
solches, also die Operationswirklichkeit, welche unabhängig von der Perzeptionswirklichkeit existiert, überhaupt erkannt werden kann. Die Antwort
lautet nein. Und die Affen bringen es symbolisch und weise auf den Punkt. Der
eine, der nur sieht, kann uns mitteilen was es zu sehen gibt, der eine, der nur
hört was es zu hören gibt, kann uns dies auch mitteilen, aber beide Teile der
(hier vereinfachten symbolischen) Realität ergeben auch zusammen gesetzt ohne
erkannten Bezug zueinander kein komplettes Bild der Wirklichkeit. Dieses erkennt
nur der dritte, der hört und sieht, aber er ist stumm, kann uns seine Erkenntnis
nicht mitteilen und nimmt daher die Wahrheit mit ins Grab. Man kann eben im
Erkenntnisprozess immer nur eine Perspektive einnehmen, also entweder hören oder
sehen, beides zusammen würde eine Dematerialisierung, eine Aufgabe des
Physischen unserer Existenz als Beobachter voraussetzen und das würde uns
ebenfalls verstummen lassen.
un halten sich in der Originaldarstellung die Affen ja selbst jeweils die
Augen, den Mund und die Ohren zu. Bei meiner Version geschieht dies durch eine
fremde Hand, d.h. es obliegt nicht mehr den Affen, einfach mal ihre Sinnesorgane
bzw. den Mund freizulegen und das Geheimnis zu lüften. Die drei müssen sich
vielmehr mit der essentiellen Erkenntnis abfinden und unterliegen selbst den
Konsequenzen der Tatsache, dass die Wahrheit nicht erkannt werden kann. |